Wenn aus einem geplanten Snowboard-Trip ein traumhafter Roadtrip durch Korsika wird. Mit tollen Reisetipps für dein eigenes Korsika Abenteuer.

Mojak Tribe Sarah Hardt - Hut Ambassador

Von Sommer und Sonne, Ski und Snowboards, von Ameisen und Wassermelonen. Von gebrochenen Knochen und Küstenstraßen, Schiffen und Seeigeln, von zwei Freundinnen und einem Bus – dem GOA-Bus. Eine Story von Sarah Hardt.

Tag 1
Wir entscheiden uns dafür, am späten Abend erst zu starten, um der Hitze des nächsten Tages vorauszukommen. Kurz vor der Schweizer Grenze holt uns die Müdigkeit ein und wir suchen uns ein Plätzchen für die erste Nacht im Bus.

Tag 2
Fürs Frühstück finden wir ein schattiges Plätzchen unter einem Baum mitten auf einer Wiese. Die Spaziergänger grüßen uns freundlich und sind neidisch über das Buffet, dass wir vor uns aufgebaut haben.

Als Zwischenstopp für Mittagspause eignet sich Lausanne super, stellen wir fest. Wir folgen den Schildern Richtung „port“ und hat man es einmal durch die chaotischen Straßen bis ans Seeufer des Lac Lèman geschafft, gibt es ein paar hundert Meter weiter als der kostenpflichtige Parkplatz einen kostenfreien. Mit dem Skateboard sind es keine 5 Minuten bis zum Kiesstrand. Hier kommt uns die Abkühlung im glasklaren Wasser gerade recht nach einem heißen Tag im Auto.

Danach geht es über Frankreichs Autobahnen weiter bis nach Les deux Alpes – die Zeit vertreiben wir uns damit, den zu zahlenden Betrag bei der nächsten Mautstation zu erraten.

Ein ganzer Tag im Auto bleibt nicht ohne Spuren und nach unserer Ankunft fallen wir direkt ins Bett.

Tagestipp: Baden im Lac Lèman im Süden von Lausanne!

Tag 3
So schnell der erste Tag am Berg daherkommt, so schnell ist er auch schon vorbei. Maja stürzt noch am Vormittag und ihr Schlüsselbein besteht nun aus drei Teilen.

Wenn die Krankenkasse schon einmal die Kosten für Zimmer und Vollpension übernimmt muss man das ausnutzen, und so entscheiden wir kurzfristig, für Maja eine Nacht in der Grenobler Klinik zu buchen. Hier wird sie noch am selben Nachmittag operiert. Ich begnüge mich mit einem Parkplatz in einer Seitenstraße. 

Tagestipp: Beim Skipasskauf die Versicherung dazu buchen! Diese ist im Krankheitsfall die Garantie für die Skipassrückgabe.

Tag 4
Während Maja ihren Narkoserausch ausschläft begrüßen mich morgens zwei Klempner in ihrem Büro, das wie ich am nächsten Morgen feststelle, direkt vor meinem Bus ist. Maja wird noch vormittags entlassen und wir stehen planlos auf dem Vorplatz des Krankenhauses.

Wohin jetzt? Sowohl Les deux Alpes als auch der direkte Heimweg sind keine Option, da sind wir uns einig.

Neben den Klempnern finden wir außerdem ein nettes Cafè, wo wir nun bei einem Cappuccino versuchen, das Beste aus dieser Situation zu machen.

Zwei freie Wochen, keine Verpflichtungen, ein für alle Lebenslagen gerüstetes Auto, eine frisch operierte Maja und eine unausgelastete Sarah.

In die französischen Berge um sich abzukühlen? An die Küste in den Sommerurlaubstrubel schlechthin? Corsica? Sardinien? Sommerurlaubsunerfahren wie man als Wintersportler nun mal ist mal schnell eine SMS an Papa schicken, was denn eine Fähre eigentlich kosten könnte. Der hat keine Ahnung, wir sollen Google fragen. Gesagt getan – Google sagt 72€. Wir sind im Geschäft!

Cappuccino leermachen und ab geht’s Richtung Süden, der Langeweile halber diesmal auf der Landstraße. Zum gucken gibt’s hier definitiv mehr und wir haben noch lange nicht fertiggeschaut, da sind wir auch schon in der Provence angekommen.

Kaffeepause wird stilecht im Flussbett vollzogen, knöcheltiefes Einsinken in den Schlamm inklusive. Hier wird gleichzeitig das Projekt Corsica mit dem Buchen der Fähre in Stein gemeißelt. Jetzt gibt’s kein Zurück mehr – wir fahren nach Corsica!

Tagestipp: Um Geld zu sparen, Fähre Uhrzeit- und Tagesunabhängig buchen!

Tag 5
An einem netten Plätzchen im Grünen beschließen wir, den Tag zu beenden. 

Korsika-Roadtrip-Hinreise

Am nächsten Tag geht’s weiter, vorbei an verfallenen Häuschen, Felsklippen, Schluchten und Flussbetten. Bis nach Monaco, was der erste Zwischenstopp wird. Dreimal chaotischer als Lausannes Straßen sind Monacos Wege in den Hang hineingebaut und geschäftige Fußgänger, Rollerfahrer und Taxis wuseln im italienischen Stil um uns herum. Wir reagieren pragmatisch - einer lenkt, einer liest Schilder. Zu zweit lässt sich sogar dieses Chaos überleben und wir schaffen es bis in eine Tiefgarage in Strandnähe hinein. 

Eine Stunde gratis, jede weitere Viertelstunde unbezahlbar – also ist wohl nur eine schnelle Kaffeepause drin. 5 Euro ärmer, dafür eine Pause am glasklaren Wasser reicher, geht’s auf direktem (oder indirektem, ganz in italienischem Stil eben) weiter nach Savona, wo uns unsere Fähre erwartet. Denken wir zumindest …

Nach einer chaotischen Ankunft in Savona finden sogar wir den Hafen und schmieden gerade Pläne, wie wir uns die Zeit bis zum Ablegen der Fähre vertreiben, als uns die freundliche Dame an der Schranke darauf aufmerksam macht, dass unser Ticket für die gestrige Fähre gültig gewesen sei. Mittwoch ist Mittwoch und Donnerstag ist Donnerstag. Und nicht anders herum. Nach einer Viertelstunde haben dann auch wir unseren Denkfehler begriffen und gehen eben nochmal ein Ticket kaufen. Katzen kosten extra, die müssen also daheim bleiben erklärt uns die ebenso freundliche Dame am Schalter. Service können Sie, die Italiener.

Pünktlich um 23 Uhr legt die Fähre ab - mit uns an Bord. Auto ab in den Frachtraum, wir ab aufs Deck. Vollgepackt bis obenhin sind wir gerüstet für eine romantische Nacht unter freiem Sternenhimmel, Zimmer buchen kann ja jeder. Unsere Freiluftromantik hält keine 30 Minuten an, bis die ersten Tropfen vom Himmel fallen. Also begnügen wir uns mit dem hell beleuchteten und unglaublich warmen Gang vor den Zimmern, wo sich bereits eine ganze Menge anderer romantisch angehauchter Individuen zur Ruhe gelegt hat. Zwei Radler, drei spannende Würfelspiele und vier Stunden Schlaf später genießen wir den unglaublich schlechten Kaffee der Bar bei einem dafür umso atemberaubenderen Sonnenaufgang, während wir langsam der Küste entgegendümpeln. Hallo Bastia, Hallo Corsica!

Korsika Roadtrip Fähre Bastia

Tagestipp: Auf einer Nachtfähre kann man mit einem Schlafsack ohne Probleme die Nacht im Gang oder im geschlossenen Restaurant verbringen. Geld fürs Zimmer gespart, unvergleichbarer Sonnenaufgang inklusive.

Tag 6
Mit beinahe Pole Position im Frachtraum, sind wir stressfrei und sauschnell von Bord und düsen um 6:30 bereits dem Meer entgegen. Die Küstenstraße ist menschenleer und mit 110 km/h lässt sich der rosarote Morgenhimmel mit Blick aufs Meer gut aushalten. 50 Kilometer weiter stoppen wir an einem kleinen Lädchen am Straßenrand, welches mit „produits regionaux“ wirbt. Wir decken uns regional fürs Frühstück ein und düsen weiter auf einen Campingplatz. Premiere für den GOA-Bus, der bis jetzt Campingplätze immer nur aus der Ferne belächelt hat. Aber wir haben Angst vor mit Steinen auf Wildcamper werfenden Corsicarianern und brauchen außerdem eine Dusche.

1:0 für den Campingplatz. Außerdem haben wir einen schattigen Stellplatz unter Bäumen, es ist angenehm ruhig und für diese Jahreszeit erstaunlich wenig los. Für 20€ die Nacht stehen wir auf dem „Camping Amuruccciu“ zudem praktisch direkt am Meer. Außer Mülltrennung gibt es keine Regeln, optimale Bedingungen sozusagen. In ebendieses Meer springen wir auch als Allererstes. Ich muss zweimal reinspringen, Maja darf ja nicht weil frisch operiert.

Die Mittagshitze überstehen wir im Schatten der Bäume, trinken zu viel Kaffee und verfallen der Spielsucht. Wer „Die Legenden von Andor“ kennt, weiß Bescheid, und wir besiegen mit unserer neuen Urlaubsenergie nicht nur die Feuerstürme, sondern finden auch noch den Schatz in der Höhle – Sieg auf ganzer Linie!

Den restlichen Tag debattieren wir darüber, was wir von der Insel denn eigentlich alles sehen wollen. Oder eben auch was wir eigentlich nicht sehen wollen. Im Auto haben wir genug Zeit verbracht und deshalb müssen wir uns irgendwie eingrenzen. Süden oder Norden? Sandstrand oder Felsküste? Berge und Schluchten oder türkisblaue Buchten und Seeigel?

Tagestipp: Camping Amurucciu an der Westküste vor Alistro. 20€ für 2 Personen und einen Minivan pro Nacht, schattige und ruhige Stellplätze unter Bäumen. Direkt am Meer und trotz Hauptsaison nicht überlaufen.

Korsika-Roadtrip-Wildnis

Tag 7
Wir haben uns für eine Mischung korsicher Berge und der Nord-/Westküste entschieden. Über Aleria geht’s also am nächsten Morgen weiter nach Corte.

Auf dem Weg halten wir an einem kleinen Bauernhof. Bei „U Suartu“ kaufen wir bei einer sehr netten Dame nicht nur den geplanten Käse, sondern auch Olivenmarmelade, Blutorangenmarmelade, Eier und eine korsiche Spezialität – ein Gelèe aus den Blüten der „d’Immortelles“. Wir wir später noch feststellen, gibt es außerdem Wein, Olivenöl, Seifen, Cremes und alles andere Vorstellbare mit diesen Blumen. Wir selbst brauchen noch 3 weitere Tage, bis wir die erste wilde Blume, die auf Beschreibung und Geruch passt, als eine solche identifizieren. Danach sehen wir sie auf einmal überall.

Nach einem dekadenten Frühstück am Straßenrand (bei dem wortwörtlich ein kleiner Junge aus einem fahrenden Auto hüpft und drei Meter weiter an den Straßenrand kotzt) fahren wir schnurstracks weiter nach Corte. Corte ist ein Örtchen in den Bergen im Landesinneren, kleine und verwinkelte Straßen – nett eben. Von einem Pärchen auf dem Campingplatz wurde uns die „Gorges de la Restonica“ empfohlen, in dem sich korsische Gumpen befinden – aufgestaute Wasserbecken in Gebirgsbächen.

Schnell finden wir die Straße zu den Gumpen, aus welcher schnell ein abenteuerlicher Weg 30 Meter oberhalb einer Schlucht wird, der gerade so breit wie unser Auto ist. 15 Kilometer weit schlängelt sich dieses Sträßchen in die Schlucht hinein – nichts für Leute mit Höhenangst, sonst aber definitiv ein Muss! Auf halbem Wege fährt man an einem nett im Pinienwald gelegenen Campingplatz vorbei, der direkt am Fluss ist. Wir lassen diesen hinter uns und parken einige Kilometer oberhalb im Wald. Den kostenpflichtigen Parkplatz am Ende der Straße ignorieren wird geflissentlich. Nach 5 Minuten holpriger Barfußkletterei (Maja eben einarmig) finden wir unsere private Lieblingsgumpe und bleiben hier erstmal. Baden muss sein, auch wenn die Temperaturen einem Gletschersee ähneln.

Korsika-Roadtrip-Gorges de la Restonica-Corte

Während wir noch die Stille im Wald genießen ziehen immer mehr Wolken über uns hinweg und wir sind kaum wieder im Ort angekommen, da geht bildlich die Welt um uns herum unter. Wir nutzen diesen Einbruch, decken uns mit Keksen für die Fahrt ein und düsen weiter Richtung Nordküste. Eine Stunde später ist von dem Weltuntergang nichts mehr zu sehen und es ist bereits wieder unaushaltbar warm. Zeitgleich erreichen wir die Küste und fasziniert von türkis schimmerndem Wasser, Klippen, und überhaupt von allem Anderen.

Am Straßenrand wird der GOA-Bus zurückgelassen und wir klettern die Klippen hinab ans Wasser und genießen hier nicht nur den frisch gekochten Kaffee und die letzten Kekse, sondern vielmehr einfach den Moment. Die erste Seeigelanalyse wird im flachen Wasser auch gleich gemacht, wir können keine entdecken – sehr gut. Am Abend checken wir auf dem nächsten Campingplatz „Les Oliviers“ ein. Am Ortsrand gelegen, 10 Gehminuten zum Strand, warme Duschen und Steckdosen im Waschhäuschen.

Wir haben uns beim vorherigen Einkauf mit Citronellakerzen eingedeckt und rüsten uns nun mit Mückenspray für die abendliche Ungezieferschlacht.

Tagestipp 1: U Suartu an der route de Corte, 20270 Aléria 
Tagestipp 2: Gorges de la Restonica, 20250 Corte

Tag 8 
Durch L’Iles Rousses Straßen bummeln kann man ziemlich gut. Neben vielen kleinen aber sehr netten Lädchen zum stöbern gibt’s außerdem eine Gebäckmanufaktur, bei der man nicht nur direkt in die Backstube schauen kann, sondern nebenbei sehr leckere Anis Cantuccini bekommt.

Für Maja gab es statt Aniskeksen eine aufblasbare Ananas, mit der wir am Nachmittag garnicht mehr aus dem Wasser zu bekommen waren. 

Tagestipp: Biscuiterie salvatori, Place du Canon, 20220 Ile Rousse für Biscotti und Canistrelli in allen möglichen Variationen

Tag 9
Mit einem geliehenen SUP sind wir mit vereinten Kräften (ich habe gepaddelt, Maja derweil mit der Gopro Seeigel unter Wasser gesucht) in eine ruhige Bucht gepaddelt. War sein Geld wirklich wert und ist wirklich zu empfehlen. Man sollte allerdings vorher bereits Wind und Strömung im Auge behalten, sonst kann so eine Tour schnell zur Tortur werden.

Nach einer zweiten Shoppingtour (die Aniskekse waren leer) haben wir das Auto aus der Mittagshitze befreit und sind entlang der Küste weiter Richtung Calvi gefahren. In Calvi haben wir einen entspannten Kaffeezwischenstopp gesucht und eine Bar gefunden, in der wir zwar nicht bedient wurden, aber dafür nicht nur die Handys, sondern auch gleich den Laptop und die Kameras eine Stunde aufladen konnten. Danach hatten wir zwar immernoch nichts zu trinken, aber auf geladene Akkus und ein abgelaufenes Parkticket, was und Calvi ebenso schnell wieder verlassen hat, wie wir dort ankamen. Weiter auf der Küstenstraße umrunden wir nun die wunderschöne Nordwestspitze der Insel, die sicherlich einen Zwischenstopp wert ist. Wir lassen diese aus Gründen, die ich vergessen habe, jedoch hinter uns und entscheiden uns für ein Restaurant am Straßenrand eine halbe Fahrstunde weiter, wo wir einen pappsüßen Iced Coffee bekommen, was uns in der Hitze aber ziemlich recht ist, der Schatten dazu ist nämlich inklusive.

Korsika-Roadtrip-Nordwestspitze

Danach geht es auf der immer enger und kurviger werdenden Küstenstraße weiter Richtung Süden. Der Campingplatz, den wir bald darauf erreichen, ist leider geschlossen. Ohne weiteren Plan stehen wir vor dessen verschlossenen Toren und wissen nicht wohin mit uns. Neben einem Abendessen fehlt uns nun auch noch der Schlafplatz. Die letzte Fahrstunde sind wir an nichts außer Gestrüpp und trockener Erde vorbeigekommen, umkehren ist also keine Option. Wir fahren eine weitere halbe Stunde weiter, bis wir einen Parkplatz kurz vor Galeria erreichen, der direkt an der Küste ist und eine atemberaubende Aussicht direkt aufs Meer hat. Hier kann man nicht nur für 20€ die Nacht offiziell stehen, sondern hat auf der anderen Straßenseite ein Restaurant, welches mit selbst angebautem Gemüse, einem regionalen Laden und unglaublicher Gastfreundschaft lockt. Es gibt nicht nur leckeres, sondern auch abwechslungreiches, gesundes und viel vegetarisches auf der Karte. Sowohl der Salat, als auch die Tarte und das Omelette sind sehr zu empfehelen, ebenso wie die Schokoladen-Orangentarte und das Eis. Hier decken wir uns die kommenden Tage wiederholte mit frischen Eiern, Käse und Zucchinis ein, kaufen unser Gastgeschenk für die Heimat und verbringen die Mittagshitze bei Cappuccinos im Schatten in Liegestühlen. Wir haben unser neues Zuhause gefunden. Wir genießen bei einem Wein den atemberaubenden Westküstensonnenuntergang und schlafen die erste Nacht bei offenen Hecktüren.

Tagestipp 1: mit dem Stand up Paddle in die Bucht, die sich auf der nördlichen Seite der Ile de la Pietra in Ile Rousse befindet.
Tagestipp 2: legal Wildcampen für 20€ die Nacht auf dem Parkplatz am Fangodelta direkt vor Galeria
Tagestipp 3: die gesamte Speisekarte im L’artigiana in Galeria bestellen

Tag 10
Wir finden direkt neben unserem Stellplatz eine kleine Bucht, die selbst am späten Vormittag noch menschenleer ist. Ein steiler Trampelpfad führt hinunter in die Bucht und bepackt mit Wasserschuhen (wir suchen immer noch Seeigel) und Wassermelone beginnen wir unser privates Karibikabenteuer. Fast eine Stunde lang haben wir die Bucht für uns alleine und während Maja an ihren Filmskills feilt mache ich meine ersten Klippenspringerfahrungen. 

Danach bekommen wir schneller als wir bis drei zählen können Gesellschaft von einer indischen Familie – und ruckzuck versperrt uns eine weitere Familie die Sicht aufs offene Meer. Gab ja auch nicht genug freie Plätze – eh klar. Wir haben keine Lust mehr und folgen dem Tipp weiterer Parkplatzcamper ins Fangotal. 30 Autominuten später folgen wir einer kleinen Straße in ein Tal hinein – neben der Straße schlängelt sich ein Flüsschen durch rotes Gestein. Wie ein Canyon im Miniformat. 

Da Campen praktisch im gesamten Tal verboten ist und es schon spät ist, verschwinden wir schnell wieder und kehren an unseren Meerblick-Stellplatz zurück.

Neben einem weiteren, atemberaubenden Sonnenuntergang frischt nun der Wind langsam auf und das Meer beginnt zunehmend, unruhiger zu werden. 

Tagestipp: die verlassene Bucht zwischen Parkplatz und offiziell ausgeschriebenem Strand, 50m Fußweg vom Parkplatz aus

Tag 11
Wir wachen auf und sehen zum ersten Mal richtige Wellen auf der bis jetzt so glatten Meeresoberfläche. Der Wind hat über Nacht noch weiter zugenommen. Da wir direkt an der Küste stehen macht vorm Bus frühstücken heute nur noch zur Hälfte Spaß. Die andere Hälfte fliegt lieber weg.

Wir beschließen trotzdem, einen Blick auf den offiziellen Badestrand zu wagen, den wir bis jetzt noch gar nicht gesehen haben. Dunkle Kiesel zeichnen diesen und das Meer ist gar nicht mehr so einladend wie noch am Tag zuvor. Wir brutzeln zwei Stunden vor uns hin und treten dann den Rückweg zum Auto an. Nach einem Cappuccino im Schatten der Bäume unseres Lieblingsrestaurants essen wir hier noch eine Tarte und ein Eis und düsen dann über die Küstenstraße zurück Richtung Norden. Der Blick, den man von der Straße praktisch die nächsten eineinhalb Stunden genießen kann, lässt uns sprachlos werden und auch wenn die Kurven, Schlaglöcher und mangelnde Breite die Straße mit Gegenverkehr zu einer Challenge machen würden wir sie am liebsten direkt nochmal fahren.

Korsika-Roadtrip-Richtung-L’ile Rousse

Vor L’ile Rousse finden wir am frühen Abend einen netten Stellplatz für die Nacht. Der Wind ist leider eher noch stärker geworden und wir verziehen uns mit unserem Bus in eine zugewachsene Ecke, um beim Abendessen nicht wegzufliegen. Von einer campenden Familie lassen wir uns erklären, dass auch hier morgens jemand 20€ kassiert. Wir stellen uns den Wecker aber einfach so früh, dass wir dann schon wieder verschwunden sind. Unsichtbar quasi.

Tagestipp 1: Die Eiskarte des L’artigiana mit vielen ungewöhnlichen, aber megaleckeren Sorten
Tagestipp 2: Auf dem Parking de la plage Ghjunchitu, 20256 Corbara kann man ebenfalls für 20€ die Nacht frei übernachten. Verwinkelt, Stellplätze unter Bäumen vorhanden, direkte Strandnähe

Tag 12
Morgens statten wir dem Strand in L’ile Rousse noch einen schnellen Besuch ab. Eigentlich haben wir es aber nur auf die Aniskekse abgesehen, von denen wir schnell noch welche kaufen gehen.

Weiter geht’s, langsam zurück Richtung Osten. Erst an der Küste entlang, dann ins Landesinnere. Auf einer Straße, die gefühlt halb so breit wie die vorherige ist, fahren wir ins nirgendwo. Tanken müssten wir schon länger und wir beginnen Wetten abzuschließen, ob wir im nächsten Ort wohl tanken können werden. Können wir nicht. Und im übernächsten auch nicht. Und der danach sieht so aus, als würde sich noch mit Kutschen fortbewegt.

Aber wir folgen diesem Sträßchen nicht grundlos, denn auf halbem Weg zurück nach Bastia wollen wir noch zu einer Badegrotte. Diese hat, in eine Schlucht hineingefressen, ihren ganz eigenen Charme und viel los ist auch nicht. Wir stellen aber schnell fest wieso – die Sonne ist nämlich schon verschwunden und das Wasser ganz schön kalt. Ich wasche mir schnell die mittlerweile gewachsenen Salzkristalle aus den Haaren und wir springen zurück ins Auto.

Kurz vor Bastia halten wir noch bei „Fromagerie“ und kaufen den Brocciu, der auf jeder Speisekarte der letzen Woche zu finden war. Ebenfalls eine korsische Spezialität und sehr lecker.

In Bastia erwartet uns Chaos und nach einer Stunde erfolglosem suchen verwerfen wir den Traum eines netten Abendessens und entscheiden uns für eines der größeren Lokale in Hafennähe. Laut und stressig, mit schlechtem Service bekommen wir ziemlich langweilige Pasta obendrauf. Wer also vor der Fährenüberfahrt noch etwas essen will, sollte dies am Besten außerhalb von Bastia tun.

Ins Bett fallen wir dann auf einem Parkplatz direkt am Hafen, auf dem Campen verboten ist. Ist uns aber egal, müssen wir doch um 5 Uhr morgens bei der Fähre sein.

Tagestipp 1: wir konnten uns ohne Probleme auf dem öffentlichen Parkplatz nördlich vom  Hafen zwischen die Autos parken und dort schlafen. Keine Garantie, aber eine günstige Möglichkeit, wenn die Fähre morgens sehr früh fährt

Tag 13
Pünktlich um 5 Uhr – zwei Stunden vor Abfahrt – stehen wir an der Fähre. Gut so, denn das bedeutet für uns als eine der ersten rein- und auch wieder rausfahren dürfen. Während wir darauf warten, auf die Fähre fahren zu dürfen, kochen wir uns noch einen Kaffee und werden von den Nachbarn dabei etwas komisch beäugt.

Korsika-Roadtrip-Fähre-Livorno

Die anderen trauen sich nicht so recht aus ihren Autos heraus. In Livorno angekommen, geht’s schnurstracks auf die Autobahn Richtung Florenz und nach kurzem Anfangschaos finden wir dann auch die richtige Straße. Wer schlau ist, weiß nämlich, dass das Firenze, welches ausgeschildert ist, das deutsche Wort Florenz ersetzt. Wir sind so schlau zu Beginn leider nicht.

In Florenz steuern wir den „Piazzale Michelangelo“ an, weil von dem die Aussicht so schön sein soll. Parken zahlt man dort natürlich auch, wir entscheiden uns wieder für die klassische erste Stunde, weil die billiger ist. Nach einem kurzen Blick auf die Aussicht sprinten wir die mindestens Tausend Treppenstufen hinunter in den Ortskern, um dort schnell einen Kaffee trinken zu gehen. Bei einem von Indern geführten, italienischen Restaurant, bleiben wir dann sitzen. Wir bestellen einen Cappuccino, dummerweise den großen. Der hat dann ungefähr einen halben Liter. Dafür haben wir danach wieder ein fast abgelaufenes Parkticket und sprinten die Tausend Treppenstufen noch schneller hoch als runter.

Neben einer kurzen und schattigen Pause an einem See, schaffen wir es bis Bologna, wo ich in einem Schwimmbad die Dusche für Umme nutzen darf. Ich bin happy und lasse noch zwei Euro Trinkgeld da. 

Auf der Landstraße fahren wir noch bis Verona. Es ist schon spät und wir wollen noch eine echte italienische Pizza essen. Am Straßenrand lockt uns ein gut aussehendes Restaurant an. Nachdem wir zuerst fälschlicherweise in der Bar daneben landen, finden wir das Restaurant. Es gibt zwar keine Pizza, dafür wird als Entrée Prosecco gereicht und wir kommen uns in Jogginghosen etwas Fehl am Platze vor. Die Kellner müssen sich das schmunzeln verkneifen, während sie uns bedienen und geben sich trotzdem bis zum Schluss die größte Mühe. 

Tagestipp: 2 Stunden vor Abfahrt der Fähre da sein hat sich sowohl hin wie auch retour bewährt. Je weiter vorn man steht, desto eher darf man in die Fähre fahren und desto kürzer muss man beim Rausfahren im Frachtraum warten.

Tag 14
Wir düsen noch im Morgengrauen los Richtung Gardasee, um hier dem klassischen Heimreiseverkehr zu entgehen. Auf halber Strecke am See vorbei gönnen wir uns einen Eiskaffee direkt am Wasser und sehen dann zu, dass wir dem touristischen Autopulk gerade noch entkommen. 

Auf der Bundesstraße geht es parallel zur Autobahn bis auf den Brenner hoch und vor dort auf direktem Weg wieder nach Hause, wo der Regen schon auf uns wartet und uns etwas direkter aus unserer Urlaubsblase herausholt, als wir erhofft hatten.

Tagestipp: Geht die Landstraße parallel zur Autobahn, bietet sich diese in Italien häufig an, um Stauzonen auf der Autobahn zu umgehen.

 Korsika-Roadtrip-Video

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